Turmgeschichte Berlin Rathaus Schöneberg

Hallo Kinder,

ich heiße Willy und bin ein Uhu. Vor ganz vielen Jahren ist mein Ur-ur-großvater in den Turm vom Rathaus Schöneberg geflogen und hat dort ein Nest gebaut. Seitdem wohnt meine Familie hier. Unser Turm ist 70 Meter hoch und wenn das Wetter schön ist, kann ich auf meinem Lieblingsplatz am Fenster sitzen und bis zum Fernsehturm gucken.
Gemütlich ist es hier oben, aber unten im Rathaus ist immer was los. Schließlich arbeiten die Bürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg und viele andere Menschen hier. Auch auf dem Platz vor dem Rathaus kann ich viele Leute beobachten, besonders wenn an den Wochenenden der Flohmarkt aufgebaut wird.
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Aber das ist noch gar nichts, wenn ich an die Geschichten denke, die mir meine Oma erzählt hat, als ich noch ein kleiner Uhu war.
Einmal, als meine Oma noch ganz klein war, ist das Rathaus sogar fast zerstört worden. Das war während des 2. Weltkriegs und meine Oma hatte große Angst als die Bomben fielen. Als der Krieg zu Ende war, wurden das Rathaus und unser Turm wieder aufgebaut. Aber das war nicht alles. Die Menschen in den USA sammelten sehr viel Geld, um uns die Freiheitsglocke zu schenken. Seit 1950 hängt sie nun im Rathausturm und läutet jeden Tag um 12 Uhr.
Damals war das Rathaus sogar noch wichtiger als heute. Früher arbeitete hier die Regierung von West-Berlin und viele wichtige Menschen gingen hier jeden Tag ein und aus. Einer davon hatte sogar den gleichen Namen wie ich – das war Willy Brandt, der früher Regierender Bürgermeister von West-Berlin war.
Besonders aufregend war es, als 1961 der Präsident der USA, John F. Kennedy, vor dem Rathaus eine wichtige Rede hielt. Mein Papa war damals ein kleines Küken und konnte noch nicht richtig fliegen. Also ist er ganz nah an die Turmkante gekrochen, so nah dass er beinahe runter gefallen wäre, als Präsident Kennedy sagte: „Ich bin ein Berliner“.
Als das Rathaus im Jahr 2014 seinen 100. Geburtstag feierte, hatten die Bibliothekarinnen der Mittelpunktbibliothek Schöneberg eine verrückte Idee: Die Grundschüler des Bezirks sollten so viele Bücher lesen, dass ein Bücherstapel entsteht, der so hoch ist, wie mein Rathausturm. Ich habe mir die Ohren gerieben, als ich zum ersten Mal davon gehört habe und dachte, dass dauert sicher viele Jahre. Aber die Kinder haben mich überrascht! Nur 4 ½ Monate haben sie gebraucht, um einen Bücherturm zu bauen, der sogar noch höher ist als das Rathaus.
Ein paar der fleißigen Leser konnte ich sogar selbst kennenlernen, als sie am 13. und 15. April 2015 meinen Turm besucht haben. Es sind ja schon viele Menschen die Stufen zum Turm hinaufgeklettert, um sich die Freiheitsglocke anzuschauen und die tolle Aussicht zu genießen. An diesem Tag war ich aber richtig aufgeregt, denn das Rathaus wird umgebaut und in den nächsten Jahren kann mich niemand mehr besuchen. So dass diese Tage für mich etwas ganz Besonderes waren.
Ich hoffe, dass die Bauarbeiter fleißig arbeiten werden und dass auch noch meine Enkel in 100 Jahren viele Besucher in unserem Turm empfangen können.